Transfer Trailer - ein Umbau aus dem Heavy Gravel Trailer von Revell
Manche Modelle kann man aus-dem-Kasten bauen (in der Modellbausprache oob = out of the box). Das hat zum Einen den Vorteil, daß man nach einem harten Arbeitstag, nicht mehr viel nachzudenken braucht und beim Hobby relaxen kann, zum Anderen aber evtl. den Nachteil entstehen lassen kann, daß ein Teil eigener Kreativität dahin geht.
Der Heavy Gravel Trailer von Revell war für mich nicht sonderlich Ansprechend. Unter der Bezeichnung „Gravel Trailer“ laufen diese Art Auflieger in den USA sowieso nicht, glatte verchromte Seitenwände konnten als Vorbild im www nicht ausfindig gemacht werden und Trailer mit 6 Achsen sind außerhalb von Michigan eher selten.
Nach einiger Suche im Internet entschied ich mich schließlich einen sogenannten Transfer Trailer zu bauen, der mit einem Day-Cab Truck davor, später sogar noch in ein größeres Projekt „Tipper Trailer Platform“ eingebunden werden sollte.
Vorbild: IMCO Trailers Ltd. Waste Transfer Trailer
Zusammen mit Grain-, Solid Waste - und Walking Floor-Trailern werden diese Transfer Trailer oder auch Trash Transfer in der Abfallentsorgung und im Recycling eingesetzt. In den Modifikationen von Open Top oder Top Loader haben diese Auflieger z.B. einseitig aufklappbare Dachgestelle, die mit Netzen oder Planen abgedeckt und von Oben beladen werden oder haben einfache gespannte Abdeckplanen als Dach. Leicht lassen sich diese Trailer mit allen möglichen Gütern und Recyclingartikeln beladen. Während Walking Floor Trailer einen beweglichen Boden haben, mit dem die Ladung nach Hinten geschoben wird, werden die sogenannten Transfer Trailer, teilweise abgesattelt auf einen Portable Landfill Tipper Trailer gestellt. Diese Platformen heben mit einer starken Hydraulik die Trailer an und durch die Schwingklappe am Heck wird das Ladegut nach hinten ausgekippt.
Der eigentliche Zusammenbau des Trailers wird erfahrenen Modellbauern keine Schwierigkeiten bereiten. Den ersten Bauabschnitten der Bauanleitung folgte ich bis zur Baustufe 4, wo allerdings nur für drei Achsen die Rahmenteile montiert wurden. Baustufe 14 wurde ausgelassen, denn die Räder sollten erst bei der Endmontage aufgesteckt werden. Bis zur Baustufe 22 gings weiter, wie in der Bauanleitung beschrieben, außer dem Aufbringen der Klebefolien, die in die Grabbelkiste wanderten.
Die acht Spanngurte (Teile 67) fanden keine Verwendung, denn sie bestanden, da aus dem Bausatz stammend, aus zu dickem starren Plastikmaterial und ich empfand sie als nicht brauchbar. In Bausatufe 28 wurden die beiden Hydraulik-Teleskope nicht verbaut, denn Transfer Trailer werden ja mittels Tipper entladen und benötigen keine eigene Hydraulik. Der Trailerboden wurde somit auch fest mit dem Tragrahmen verklebt.
Der nun komplett montierte Trailer wurde auf Unterseite und Tragrahmen zunächst grundiert und später mit einer matten Acrylfarbe in Braun bemalt. Transfer Trailer im harten Recycling Einsatz und in der Abfallwirtschaft könnten nach vielen Einsätzen auf diversen Hinterhöfen, Firmengeländen und abgelegenen Parkplätzen bei Mietkunden und in verwahrlosten Stadtvierteln (wie der Bronx in den 70´ern) bestimmt viele Hundert Beulen, Dellen, Verformungen und Gebrauchsspuren aufweisen. So entschied ich mich mit dem Transfer Trailer einmal richtig Drybrushing und ein altes gebrauchtes Aussehen am Modell darzustellen, sozusagen mein erster Versuch zum Altern, Patinieren oder auch Verschmutzen.
Zunächst war mir aber das Trailerdach noch zu „unnatürlich“ (Natur ist eigentlich Etwas für Flora und Fauna und ein irreführender Ausdruck bei technischem Equipment). Die Detaillierung und Struktur des Plastikdaches wurde einer guten Nachbildung eines Planendaches kaum gerecht. Ein erster Versuch mit doppelt gelegten Papierbahnen befriedigte nicht und auch ein ausgedienter Bezugsstoff eines Regenschirmes brachte nicht den gewünschten Erfolg. Beim Stöbern im Hobbykeller kam mir eine alte Tastaturabdeckung aus beschichtetem Stoff unter und schon war die ideale Lösung gefunden. Die Umrandung der Abdeckung immitierte bestens den Spannrahmen einer solchen Plane und die Struktur des Stoffes paßte für den Maßstab relativ gut. Mit Alleskleber auf das Dach des Trailers aufgeklebt und danach zweifach mit matter Acrylfarbe bemalt, war diese Plane das Beste was einer alten Tastaturabdeckung passieren kann.
Letzte Änderungen am fast fertigen Modell bestanden im Anbringen von Radabdeckungen von einem Italeri-Flatbed Trailer, dem Ausfräsen der Planetengetriebe aus den Felgenbetten und neuen Spannbändern aus Isolierklebeband. Diese Bänder wurden mit Sekundenkleber fixiert und es wurde darauf geachtet, daß die Bänder an den Stellen sitzen, wo auch am Dach die Plane nach Unten gezogen wird. Die im Bausatz befindlichen Bänder wären nämlich zu Wenig und hätten an den falschen Positionen gezogen. Die richtige Bänderanzahl sollte aus mindestens sechs Bändern bestehen. Nach Montage der Räder und der restlichen Anbauteile wurde der Korpus mit Anthrazit–Lack bemalt.
Mit Messer, Keule und anderen Werkzeugen wurden vor dem zweiten deckenden Anstrich Beulen, Dellen und Kratzer an den Trailerwänden angebracht, denn der Trailer sollte ja schon Viel mitgemacht haben. Anschließend wurde das gesamte Modell mit Mattlack von Marabu überzogen. Im Drybrushverfahren wurden dann Staubeffekte und Verschmutzungen aufgebracht mit Künstlerkreide und Acrylfarben, immer von Dunkel nach Hell arbeitend. Wind-, Wetter- und andere dauerhafte Verschmutzungsspuren sollten dabei genauso Beachtung finden, wie die Fahrphysik und typische Verschmutzungsbereiche an solchen Off-On-Higway Trailern, denn im Fahrtwind werden nicht alle Stellen der Seitenwände gleichmäßig verschmutzt. Zur Orientierung habe ich auf Hank Sudermanns Truckseite einige Beispiele von non-washed Highway Rigs aus Canada betrachtet.
Nach erledigter Arbeit an diesem Trailer war ein alternativer einfacher Umbau individuell und kreativ gestaltet fertig. aber auch mit der Gewißheit, daß Drybrushen und Verschmutzen nicht leichter zu bewerkstelligen sind, als Modelle bauen im Style washed-working-wheels . Das Logo „WM“ wurde mit matter Plaka-Farbe aufgetragen und steht für den Begriff „Waste Management“.
Fazit: Ein interessanter Transfer Trailer, zum Nachbauen geeignet und zur Anregung gedacht weitere Umbauten anzufangen.
Trucks mit Charakter eben .... wo auch immer Modelle gebaut werden
Wer übrigens denkt " solche kaputten Trailer gibts doch garnicht " - dem sei ein Urlaub auf Lanzarote, in Spanien oder in Afrika empfohlen ....