Woman in Stock Car Racing 1949 - 1965
Motorsport ist ein reiner Männersport – eine klare Feststellung oder doch nicht ? Eine klare Sache könnte man denken. So ganz stimmt das aber nicht. In fast allen Sportarten, ob Fußball, Leichtathletik, Schwimmen oder Skilanglauf sind die Geschlechter getrennt, sieht man von wenigen Ausnahmen wie Paar-Einskunstlauf, Para-Olympics oder Kinderfußball einmal ab. Wo bleibt da die Gleichberechtigung ?
Die Antwort findet sich gerade im Motorsport, denn hier kommt ein weiterer neutraler Aspekt hinzu, nämlich die Technik und einem Rennwagen ist es schlichtweg egal ob Mann oder Frau am Steuer sitzt. Trotzdem traten neben den vielen männlichen Fahrern in 60 Jahren Stock Car Racing, doch nur vereinzelt Frauen in dieser populären Motorsportart an. In dieser Story sollen nun einmal die Damen zu Ehren kommen, chronologisch aufgereiht und mit einigen Hintergrundinformationen bereichert.
Sara Christian
Zum Erstaunen vieler Stock Car Fans startete bereits beim allerersten Rennen der NASCAR Grand National Series am 19.Juni 1949 auf dem Charlotte Speedway eine Frau. Sara Christian qualifizierte sich mit ihrem 49´er Oldsmobile auf Rang 13 und belegte am Ende des Rennes Platz 14. Bei ihrem zweiten Rennen, am 10. July 1949 auf dem Daytona Beach, starteten mit Ethel Mobley und Louise Smith zwei weitere Frauen. Die weitere Rennstatistik von Sara konnte sich durchaus mit den Männern messen lassen. Bei sieben Starts, die meisten davon auf einem Ford Coupe mit der Startnummer 71, kam sie einmal in die Top5 und erreichte am Ende des Jahres 1949 den 13. Platz in der Gesamtwertung von NASCAR, bei immerhin über 110 Startern.
Louise Smith
1916 in Barnsville, Georgia geboren kam Smith 1920 mit ihrer Familie nach Greenville South Carolina. Im Jugendalter endete ihre erste Fahrt mit einem Auto mit einem Crash im Hühnerschuppen, was sie aber nicht davon abhielt ihrer Leidenschaft nachzugehen und Autorennen zu fahren. Zwischen 1946 und 1956 fuhr sie Modified Racers und gewann in dieser Zeit 38 Rennen. Nachdem sie Bill France Sr. kennen gelernt hatte, half sie diesem beim Promoten der neuen Rennserie NASCAR Grand National Stock Cars. Ihre erste eigene Teilnahme bei NASCAR war am 10. July 1949 beim 150 Meilen Rennen am Daytona Beach, sie belegte dabei den 20. Rang. In diversen Internetquellen wird wegen der Bekanntheit oft Louise Smith als erste Frau bei NASCAR genannt, tatsächlich bleibt dieser Titel aber bei Sara Christian, die bereits einen Monat vorher am Start war.
Im Vorfeld des Rennes wurde berichtet, daß eine Frau im Rennen dabei wäre, die in der Nähe von Greenville South Carolina alle Männer der Highway Patrol in Grund und Boden gefahren hatte. In den Saisons 1949, 1950 und 1952 bestritt Smith insgesamt elf Rennen in der NASCAR Grand National Series, ihr bestes Ergebnis war ein 16. Platz auf dem Langhorne Speedway.
Sie war bekannt für eine aggressive Fahrweise und dadurch bedingt auch spektakuläre Unfälle und eine Ausfallquote von 50% bei den Rennen. Nach einem schweren Unfall beendete sie 1956 ihre Rennkarriere, kam aber 1971 als Sponsor für Ronnie Thomas, Bobby Wawak oder Larry Pearson in den NASCAR Winston Cup zurück. 1999 wurde Louise Smith in die Motorsports Hall of Fame aufgenommen.
Ethel Flock-Mobley
Ethel erhielt ihren Vornamen nach der Benzinmarke, die ihr Vater in seinem Taxi fuhr. Sie war die jüngste Schwester der bekannten Flock-Rennfahrerfamilie und fuhr genau wie ihre Brüder Tim, Fonty und Bob Flock bei NASCAR. Beim 150 Meilen Rennen auf dem Daytona Beach am 10. July 1949 traten alle Geschwister an , Ethel belegte den 11. Platz und wurde im familieninternen Duell nur von ihrem Bruder Tim Flock geschlagen, der den 2. Platz einfuhr. Fonty Flock kam auf Platz 19, Bob Flock belegte Platz 22.Es war das einzige Rennen in der NASCAR Geschichte bei dem Bruder und Schwester fuhren und auch jemals das Einzige in dem vier Geschwister gleichzeitig teilnahmen. Trotz des Erfolges startete Ethel nur noch ein weiteres Mal beim Rennen auf dem Langhorne Speedway.
Ann Chester
Die vierte Frau die jemals in der NASCAR Grand National Series an den Start ging war Ann Chester aus New York. Beim Rennen am 18. Juni 1950 auf dem Vernon Fairground in New York hatte ihr Plymouth jedoch früh technische Probleme und sie belegte nur den 22. Platz von 23 Rennteilnehmern. Bei ihrem zweiten Start am 27. August 1950 auf dem Hamburg Speedway, ebenfalls im State New York, hatte sie nicht viel mehr Glück und schied nach 92 Runden durch Unfall aus.
Ann Bunselmeyer
Das einzige Rennen das Ann Bunselmeyer aus Elmsford New York bei NASCAR bestritt, war das 500 Meilen Rennen am 01. October 1950 auf dem Vernon Fairground in Vernon New York State. Sie belegte mit einem Packard den 18. Platz.
Marian Pagan
Im Jahr 1954 gab es nur einen einzigen Start einer Rennfahrerin in den NASCAR Grand National Series und zwar am 01. August im Oakland Stadium in Californien. Pagan konnte das Rennen zwar beenden, hatte aber 39 Runden Rückstand auf den Sieger Danny Letner, aber mit ihrem Plymouth belegte sie trotzdem noch den 18. Platz.
Fifi Scott
Am 08. May 1955 gab Fifi Scott ihr Renndebüt beim 1000- Meilen Dirt Track Rennen auf den Arizona State Fairgrounds, mußte aber mit ihrem 1953 Hudson Hornet in Runde 74 wegen Reifenschaden aufgeben. Bei ihrem zweiten Renneinsatz, bereits am 15. May 1955 auf den Tucson Rodeo Grounds, ebenfalls in Arizona hatte Scott mehr Glück und belegte einen guten 13. Platz
Goldie Parsons
Zwischen den Jahren 1955 – 1965 blieb die Zeit in der NASCAR Grand National Series frauenlos. Erst am 07. November 1965 beim Abschlussrennen der Saison kam Goldie Parsons zum Start. Mit einem ´65 Oldsmobile vom Team Buck Baker kam Goldie auf einen akzeptablen 14. Platz. Trotz des, in Stock Car Kreisen, bekannten Namens schien Goldie Parsons aus Clemmons North Carolina weder mit Benny, noch mit Phil Parsons in Verbindung zu stehen.
Nach Goldie Parsons vergingen erneut 10 Jahre bis wieder eine Frau bei NASCAR antreten sollte. Dabei soll aber nicht Übersehen werden, dass die in diesem Beitrag vorgestellten Personen die einzigen Frauen im Stock Car Motorsport gewesen wären. Es sind hier lediglich die Starterinnen erfasst, die in den oberen Klassen fuhren. In den regionalen Rennligen, den Modified und Sprint Racern oder den Hobby Stock Serien waren sicherlich öfter Frauen am Steuer von Rennfahrzeugen, nur gibt es davon kaum Archivmaterial.
Teil 2 von Woman in Stock Car Racing beschäftigt sich mit den Jahren von 1975 bis zum Beginn der Modern Era und erscheint in einigen Tagen.
Story veröffentlicht in Stockcar-News.de
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